Versicherungsfall bei der IT-Haftpflicht: Das „Wann“ ist ganz entscheidend!

Frage eines Interessenten zum Thema IT-Haftpflichtversicherung: „Angenommen, unser Unternehmen schließt eine IT-Haftpflichtversicherung ab. Und dann ergibt sich auf einmal ein Schaden aus einem Projekt, das wir schon vor einem halben Jahr abgeschlossen haben – ein Programmierfehler, die falsche Hardware, irgend so etwas. Ist das dann auch gedeckt?“

Die Antwort: Es kommt darauf an. Am besten erklärt man es an einem Beispiel:

  • Nehmen wir an, Ihr Versicherungsschutz beginnt laut Vertrag am 1. Juni.
  • Bereits am 5. April  wurde beim Kunden eine mit mangelnder Sorgfalt erstellte Software installiert. Ein Fehler im Quellcode wartet darauf, Unheil anzurichten. (Der Fehler darf bei Abschluss des Versicherungsvertrags aber noch nicht bekannt gewesen sein!)
  • Am 13. Juli ist es dann soweit – das Problem wird virulent, die Datenbank des Kunden havariert, seine Produktion stockt.
  • Am 2. August erreicht sie das Einschreiben mit der Schadenersatzforderung.

Ist dieser Schaden durch Ihre IT-Haftpflicht gedeckt? Das hängt davon ab, welches von drei möglichen, branchenüblichen Prinzipien für die Definition des Versicherungsfalls bei Ihrer Police gilt:

  • Das Verstoßprinzip: Entscheidend ist der Zeitpunkt, zu dem die Pflichtverletzung passierte, die zur Haftpflicht führt.  In unserem Fall ist das im April, also vor Versicherungsbeginn, deshalb haben Sie mit dem Verstoßprinzip Pech.
  • Das Schadensereignisprinzip: Hier ist der Zeitpunkt des Schadens ausschlaggebend. Das war bei uns im Juli, im Folgemonat des Versicherungsbeginns. Hier haben Sie also Glück, die Ansprüche sind versichert.
  • Das Claims-made-Prinzip macht das Datum zum Stichtag, an dem die Schäden geltend gemacht werden, bei uns der  2. August. Auch in diesem Fall sind Sie geschützt.

Wenn der Softwarefehler allerdings beim Abschluss der Versicherung schon bekannt war, dann ist es so gut wie unmöglich, dafür eine Deckung zu erhalten – egal, wie der Versicherungsfall bei Ihrem Vertrag definiert ist.

Und daran sieht man, weshalb es wichtig ist, einen fachkundigen Versicherungsmakler zu haben. Denn der kann Ihnen sagen, welchen Schutz eine bestimmte Police Ihnen tatsächlich bietet.

 

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