IT-Projekt mit Freelancern als Subunternehmer: Wie versichern?

Folgende Konstellation tritt im IT-Projektgeschäft immer wieder auf: Eine IT-Firma übernimmt einen größeren Auftrag. Zur Abwicklung des Projekts heuert sie eine Reihe Freelancer oder kleinere Dienstleister an. Zum Beispiel, weil sie Personal und Ressourcen nicht dauerhaft aufstocken will. Oder weil für dieses konkrete Projekt besondere Services gebraucht werden, die man sich extern dazu holt.

Damit ist der Auftragnehmer des Kunden seinerseits Auftraggeber gegenüber den Subunternehmen. Juristisch wie versicherungstechnisch ist das oft knifflig.

Häufig besteht der Auftraggeber darauf, dass sein Auftragnehmer eine Projektversicherung aufweist. Eine Projektversicherung wird vor allem dann teuer, wenn es um ein kleines Projektvolumen geht – für die Versicherungen ist eine Million Euro das kleinste Projektvolumen, für das sie Policen verkaufen. Umfasst der tatsächliche Auftrag nur 100.000 Euro, sind die Kosten trotzdem gleich hoch. In diesem Fall muss man sich überlegen, ob man das Risiko nicht auf andere Art und Weise sinnvoller abdeckt – etwa durch eine Versicherung,  die das Unternehmen über das Projekt hinaus absichert und so mehr Schutz bei gleichen Kosten bietet.

Ein Hauptproblem für den „Mittelmann“ ist außerdem die oft unklare juristische Lage. Welchen rechtlichen Status hat das projektbezogen zusammengestellte Team eigentlich? Ist das möglicherweise eine GbR? (Das kann auch dann der Fall sein, wenn der Vertrag mit den Subunternehmern das explizit verneint!) Oder droht im Gegenteil die Einstufung der Freelancer als Scheinselbstständige? Was steht denn genau in den Projektverträgen und ist es auch belastbar?

Mit genau diesen Fragen muss ich mich automatisch befassen, wenn ich nach Versicherungen für das Projekt suche. Dass ich studierter Jurist bin, hilft eine Menge).  Ein positiver Nebeneffekt meiner Arbeit als Versicherungsmakler – denn die Position zwischen Baum und Borke, sprich zwischen Auftraggeber einerseits und Subunternehmern andererseits kann schnell recht ungemütlich werden.

Nicht nur, wenn der Auftraggeber nicht zahlt. Auch bei möglichen Haftungsfragen droht Ärger. Wer zahlt den Schaden – der Subunternehmer bzw. Freelancer, der ihn verursacht hat? Oder der Hauptauftragnehmer,mit dem der Kunde den Vertrag hat? Hat der Kunde womöglich sogar die Möglichkeit zur Durchgriffshaftung, eben weil das Konstrukt eine GbR darstellt, auch wenn das eigentlich niemand so wollte?

Gut, wenn man solche Fragen vorab schon mal durchgesprochen hat – und gleichzeitig eine Police vermittelt bekommt, die genau auf das Projekt und das eigene Risiko zugeschnitten ist.

Versicherungsfall bei der IT-Haftpflicht: Das „Wann“ ist ganz entscheidend!

Frage eines Interessenten zum Thema IT-Haftpflichtversicherung: „Angenommen, unser Unternehmen schließt eine IT-Haftpflichtversicherung ab. Und dann ergibt sich auf einmal ein Schaden aus einem Projekt, das wir schon vor einem halben Jahr abgeschlossen haben – ein Programmierfehler, die falsche Hardware, irgend so etwas. Ist das dann auch gedeckt?“

Die Antwort: Es kommt darauf an. Am besten erklärt man es an einem Beispiel:

  • Nehmen wir an, Ihr Versicherungsschutz beginnt laut Vertrag am 1. Juni.
  • Bereits am 5. April  wurde beim Kunden eine mit mangelnder Sorgfalt erstellte Software installiert. Ein Fehler im Quellcode wartet darauf, Unheil anzurichten. (Der Fehler darf bei Abschluss des Versicherungsvertrags aber noch nicht bekannt gewesen sein!)
  • Am 13. Juli ist es dann soweit – das Problem wird virulent, die Datenbank des Kunden havariert, seine Produktion stockt.
  • Am 2. August erreicht sie das Einschreiben mit der Schadenersatzforderung.

Ist dieser Schaden durch Ihre IT-Haftpflicht gedeckt? Das hängt davon ab, welches von drei möglichen, branchenüblichen Prinzipien für die Definition des Versicherungsfalls bei Ihrer Police gilt:

  • Das Verstoßprinzip: Entscheidend ist der Zeitpunkt, zu dem die Pflichtverletzung passierte, die zur Haftpflicht führt.  In unserem Fall ist das im April, also vor Versicherungsbeginn, deshalb haben Sie mit dem Verstoßprinzip Pech.
  • Das Schadensereignisprinzip: Hier ist der Zeitpunkt des Schadens ausschlaggebend. Das war bei uns im Juli, im Folgemonat des Versicherungsbeginns. Hier haben Sie also Glück, die Ansprüche sind versichert.
  • Das Claims-made-Prinzip macht das Datum zum Stichtag, an dem die Schäden geltend gemacht werden, bei uns der  2. August. Auch in diesem Fall sind Sie geschützt.

Wenn der Softwarefehler allerdings beim Abschluss der Versicherung schon bekannt war, dann ist es so gut wie unmöglich, dafür eine Deckung zu erhalten – egal, wie der Versicherungsfall bei Ihrem Vertrag definiert ist.

Und daran sieht man, weshalb es wichtig ist, einen fachkundigen Versicherungsmakler zu haben. Denn der kann Ihnen sagen, welchen Schutz eine bestimmte Police Ihnen tatsächlich bietet.

 

Kurzfristige Haftpflichtversicherung für IT-Projekte?

Bei IT-Projekten ab einer bestimmten Größe (Honorarumsatz ab einer Million Euro – Daumenregel) lohnt es sich, über eine spezielle IT-Projektversicherung nachzudenken. Diese deckt – je nach individueller Ausgestaltung –  typische Projektrisiken:

  • Vertragsstrafen (überzogene Fristen, Verstoß gegen Datenschutz oder Vertraulichkeit),
  • außerordentliche Kündigung oder Rücktritt des Auftraggebers
  • … und natürlich projektbezogene Haftpflichten z. B. bei Mängeln oder Schäden.

Solche Projektversicherungen bieten dem Auftragnehmer Schutz  – etwa einem kleineren IT-Dienstleister, der einen großen Auftrag an Land zieht, dafür aber auch mit Personal und Hardware in Vorleistung gehen muss. Zweitens ist ein versichertes Projekt aber auch für den Finanzierer weniger riskant – deshalb lässt es sich im Bankgespräch leichter „verkaufen“.

Vielleicht liegt es an diesem Gesichtspunkt, dass ich immer wieder einmal nach kurzfristigen Projektversicherungen gefragt werde. Das macht aber ohne Betriebs- und Vermögensschadenhaftpflichtversicherung keinen Sinn. Denn diese endet nicht, wenn das Projekt abgeschlossen ist. Ein Schaden kann auch später entstehen und geltend gemacht werden. Deshalb sollte Ihre Versicherungsschutz eine ausreichende Nachhaftung umfassen. Dann sind Sie auch auf der sicheren Seite, wenn ein Programmierfehler oder ein Hardwareschaden erst nach zwei Jahren zuschlägt.

Haben Sie Fragen zum Versichern von IT-Projekten?

Ich beantworte sie gerne.